Hand auf´s Herz: niemand geht gerne im Zug auf die Toilette. Gerade auf längeren Reisen lässt es sich jedoch häufig nicht vermeiden. Umso ärgerlicher, wenn an der Tür der Hinweis „WC defekt“ steht.
Ein gesperrtes WC kann verschiedene Ursachen haben: starke Verunreinigungen, eine verstopfte WC-Schüssel, ein voller Abwassertank, aber auch ein Mangel an Frischwasser. Wie für so viele Dinge im Zugverkehr gibt es auch für die WCs Voraussetzungen für eine reibungslose Funktion. Diese wollen wir hier näher erklären und verständlich machen, warum unsere WCs hin und wieder zeitweise nicht benutzt werden können.
Jeder unserer Züge verfügt über fünf WCs – eins pro Wagen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein funktionierendes WC sind ausreichend Frischwasser und ein Tank für Abwasser. Anders als bei stationären WCs, die direkt über Rohre mit der Kanalisation verbunden sind, müssen Frisch- und Abwasser im Zug in Tanks mitgeführt und regelmäßig aufgefüllt bzw. geleert werden. Jedes WC verfügt daher über einen Frischwassertank mit einem Fassungsvermögen von 230 Litern. Pro Spülvorgang werden ca. 0,5 Liter Frischwasser benötigt. Der Frischwassertank reicht für zahlreiche Spülungen, muss aber dennoch regelmäßig aufgefüllt werden. Um die hohen Hygieneanforderungen zu erfüllen, muss das Frischwasser, das auch zum Hände waschen genutzt wird, aus eigens dafür vorgesehenen Trinkwasseranschlüssen entnommen werden.
Dies passiert im Rahmen der regelmäßigen Werkstattaufenthalte unserer Züge. Planmäßig sind unsere Züge ca. alle drei Tage an unserem Werkstattstandort in Bremervörde, denn dort erfolgt neben Wartungs- und Reparaturarbeiten auch die Befüllung der Frischwassertanks. Dieses Intervall kann sich verändern, wenn es zum Beispiel zu unvorhergesehenen personellen Abweichungen, kurzfristigen Prüftätigkeiten oder außerplanmäßigen Wartungsarbeiten kommt. In diesen Fällen kann es passieren, dass ein Zug über mehrere Tage nicht nach Bremervörde kommt und mit Frischwasser versorgt werden kann. Darüber hinaus haben sicherheitsrelevante Reparaturen an den Zügen stets Vorrang – dies kann bedeuten, dass der Zug zugunsten einer wichtigen Reparatur aus zeitlichen Gründen ausnahmsweise nicht mit Frischwasser befüllt wird. In diesem Fall muss das betroffene WC verschlossen bleiben. Ein weiteres Hindernis für die Befüllung mit Frischwasser kann eine Störung der Versorgungsleitung sein: wenn diese z.B. eingefroren oder andersartig beschädigt ist, ist die Frischwasserversorgung eines WCs zeitweise nicht möglich.
Auch die Abwasserentsorgung spielt eine wichtige Rolle: der Abwassertank – mit einem Fassungsvermögen von 520 Litern - muss regelmäßig entleert werden. Diese Aufgabe übernimmt ein Entsorgungsfahrzeug, das hauptsächlich in Cuxhaven, aber auch in Bremervörde zum Einsatz kommt. Für den Einsatz des Entsorgungsfahrzeugs ist eine befestigte Zufahrt zum Gleis nötig, sodass die Entsorgung nur an festgelegten Orten vorgenommen werden kann. Bei der Abwasserentsorgung kann es gelegentlich zu Schwierigkeiten kommen: es kommt immer wieder vor, dass der Abfluss durch Fremdkörper verstopft ist. Neben Hygieneartikeln, die häufig ins WC, statt den Mülleimer geworfen werden, wurden auch schon Kleidungsstücke oder andere Abfälle gefunden. Diese schaden der Technik und können so zum Defekt eines WCs führen.
In seltenen Fällen kann der Tank durch äußere Einflüsse beschädigt sein, sodass die Abwasserentsorgung nicht planmäßig stattfinden kann. Weiterhin kann es auch zu einem Defekt der Sensoren kommen, die den Füllstand des Abwassertanks bzw. der WC-Schüssel angeben. Wenn diese signalisieren, dass der Tank bzw. die Schüssel voll sind, wird kein Frischwasser mehr nachgepumpt, um eine Überschwemmung zu verhindern. Auch in diesem Fall wird das WC vorübergehend abgesperrt und eine Prüfung bzw. Reparatur beauftragt.
Für die Durchführung des Spülvorgangs werden außerdem Strom und Druckluft benötigt, damit das WC nach der Benutzung mit frischem Wasser gespült werden und gleichzeitig das Abwasser aus dem WC entfernt werden kann.
Neben diesen technischen Voraussetzungen, spielt auch die Sauberkeit der WC-Kabine eine Rolle: auf ihren regelmäßigen Kontrollgängen prüfen unsere Fahrgastbetreuer:innen, ob die WCs technisch in Ordnung sind und die Hygienestandards eingehalten werden. Sofern ein WC z.B. durch die Hinterlassenschaften des/der Vorbenutzers/in, stark verschmutzt sein sollte, wird es aus hygienischen Gründen abgesperrt und das Reinigungspersonal mit der zeitnahen Reinigung beauftragt.
Planmäßig werden unsere Züge jede Nacht gereinigt, dabei werden auch die Seifenspender und das Toilettenpapier nachgefüllt. Bei Bedarf können auch mobile Reinigungsteams zum Einsatz kommen.
Übrigens: im Jahr 2021 wurden rund 1.500 Rollen Toilettenpapier und 400 Flaschen Seife (á 500 ml) verbraucht.